• Mi, 08.08.18

 

Vor dem Anfang starten

 

Die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen der Ganztagshauptschule Kogelshäuserstraße in Stolberg nehmen derzeit an einem Projekt mit dem Namen „Vor dem Anfang starten – junge Menschen entwickeln Erziehungskompetenz“ teil. Dieses Projekt wird in Kooperation mit dem zuständigen städtischen Jugendamt, der StädteRegion Aachen, dem Träger Helene-Weber-Haus, hier durch Frau Rita Hermes, und schulischerseits durch Frau Stumm und Frau Kochs angeleitet.

Die 12 Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich ein ganzes Schuljahr damit, Fähigkeiten zur zwischenmenschlichen Kommunikation und Kooperation zu stärken und praktische Grundlagen zur Bewältigung des Alltags zu erhalten, um später ein eigenständiges Leben führen zu können. Dabei werden unter anderem Themen wie Stärken-Schwächen-Lob, Konfliktmanagement, Beziehung und Sexualität, aber auch Umgang mit Geld – was kostet das Leben, besprochen und sehr praxisnah bearbeitet. Im Rahmen dessen besucht die Gruppe außerschulische Institutionen wie das Rathaus bzw. hier die verschiedenen zuständigen Ämter oder auch eine Bank.

Als Einstieg in das Projekt besuchten die Schülerinnen und Schüler die Boulderhalle in Aachen. Hier fand ein Workshop statt, bei dem die Jugendlichen sich in dieser Zusammensetzung besser kennenlernen konnten. Sie hatten große Freude daran, im Rahmen von sozialen Gruppenspielen, Strategien bezüglich des gemeinsamen Miteinanders zu entwickeln. Danach ging es an die Kletterblöcke zum Bouldern. In 2-3 m Höhe hatten sie die Möglichkeit, mit gegenseitiger Sicherung, „den Berg zu bezwingen“. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade boten jedem Schüler eine individuelle Herausforderung, die letztendlich jeder meistern konnte. Es war ein sehr schöner Tag für alle.

 

 

 

 

 

Hier ein paar Bilder:

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Tag 1: Wie ist der Tagesablauf mit einem Baby?

Vom 06.05.2014 bis zum 08.05.2014 hat die MB Gruppe von Frau Kochs, Frau Hermes und Frau Stumm ein Babyprojekt gestartet. Die Gruppe bestand aus 12 Personen (8 Mädchen und 4 Jungen).

Die Babypuppen wurden ausgelost zwischen weiblich, männlich und nach dem Hautfarbentyp. Die Gruppe durfte sich die Puppen nicht selber aussuchen, weil man das im echten Leben auch nicht kann. Nachdem die Gruppe die Puppen bekommen hatte, wurden die Puppen mit einer Fernbedienung programmiert und dann eingeschaltet. Mit einem Armband mit Sensor war die Gruppe mit den Puppen verbunden. Dieser Sensor speicherte das Füttern, Wickeln usw. Das Armband musste die Gruppe die drei Tage tragen, damit man die Babypuppen füttern oder wickeln konnte. Die Babypuppen haben ebenso Sensoren im Körper. Diese sind im Nacken, im Genitalbereich und im Brustkorb. Kam man auf das Baby zu, konnte man sich zum einen darüber als Mutter oder Vater anmelden, zum anderen registrierten die Sensoren die richtige Pflege. Die Gruppe ging sehr Verantwortungsvoll mit den Babypuppen um.

Ein paar aus der Gruppe nahmen die Babypuppen mit nach Hause; den anderen war es zu viel Verantwortung. Die Nacht war für die Leute, die die Babypuppen mitgenommen hatten, schwierig und kurz, da die Babypuppen mehrmals in der Nacht schrien z. B. vor Hunger. Dann musste das Baby mit einem Fläschchen gefüttert werden, welches zuvor auch noch Zubereitungszeit benötigte. Eine Schülerin des MBs sagte, dass sie die beiden Nächte sehr anstrengend fand, da ihre Puppe die halbe Nacht schrie.

Da die Gruppe mit dem Babypuppen nicht in den Unterricht konnte, hatten wir 3 Tage Unterricht in der MB. Die anderen Mitschüler waren sehr neugierig und fragten uns in den Pausen oder nach dem Unterricht viele Dinge.

 

 

2. Tag : Besuch im SkF und Helene Weber Haus

Die Gruppe ging am zweiten Tag um 09:00 Uhr in die Birkengangstraße 5 ins Stolberger SkF (Sozialdienst katholischer Frauen).

Frau Blau, eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes katholischer Frauen, erklärte der Gruppe was man machen kann, wenn man ungewollt schwanger wird und das Kind abtreiben möchte oder bekommen möchte. Anschließend gab sie der Gruppe weitere Informationen über den SkF z. B. welche Kategorien es noch beim SkF gibt: Konfliktberatung und Schuldenberatung. Man muss aber nicht dort hingehen, um sich Informationen zu holen, man kann sich auch auf der Internetseite www.skf-stolberg.de informieren oder eine E-Mail an  Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. schreiben.

Frau Blau sagte der Gruppe, dass man sich nicht von seinem Partner beeinflussen lassen soll, denn eine Abtreibung sei nicht leicht, weil gerade in den ersten Tagen/Wochen eine Bindung zu dem Baby aufbaut würde und man das nicht so einfach hinnehmen könne.

Wenn man minderjährig schwanger wird, bekommt man einen Vorschuss für die 1. Ausstattung des Kindes. Wenn man ungewollt schwanger wird kann man zur Konfliktberatung ins SkF gehen und sich dort auch als Minderjähriger Hilfe holen. Den Schein für eine Abtreibung muss man jedoch wo anders beantragen, da das SkF diesen nicht ausstellen darf.

Frau Kochs, Frau Hermes und Frau Stumm organisierten eine Stadtrallye für die Gruppe. Es gab 4 verschiedene Themen, die die Gruppe bearbeiten musste: Kosmetik, Klamotten, Grundausstattung, Nahrung

Diese Gruppe Thema „Kosmetik“ ging mit den Babypuppen nach Rossmann und schrieb alles auf, was man für einen Wocheneinkauf für das Baby ausgeben muss z.B. für Nahrung, Schnuller, Pampers Sie kamen auf ungefähr 40 €.

Die andere Gruppe „Klamotten“ ging zum Kik und schrieb alles auf was man für einen Monat für das Baby braucht z.B. Strampler, Socken, Mützen, Hosen, Bodys usw. Wir bezahlten für 4 Strampler, 2 Paar Socken, einer Mütze, 2 Bodys insgesamt 30-40 €.

Die Gruppe „Grundausstattung“ musste herausfinden, was man bezahlen muss, wenn das Baby zur Welt kommt. Dazu zählen Kinderwagen, Flaschen, Schnuller, Maxicosi, Baby Bett usw. Eine Grundausstattung kostet im günstigsten Fall ca. 2.000 €, wenn man alles „neu“ und „einfach“ kauft. Wer auf Design, Sicherheit oder Qualität achtet, zahlt mehr.

Um halb eins musste die Gruppe in der Oststraße 66 am Helene Weber Haus www.heleneweberhaus.de sein, um zu schauen, wie es ist, mit einem Baby Babykurse zu besuchen. Die Frau vom Helene Weber  Haus, die die Gruppe betreute, erzählte viel über die Kurse im Helen Weber Haus. Sie erzählte der Gruppe, dass sie auch Thai Massagen für Babys anbietet oder Sport mit dem Baby.

Am Anfang setze sich die Gruppe mit den Babypuppen auf Matten und spielten ein Spiel, wo die Babys vor uns lagen und wir die mit einem sehr luftigen Moltontuch kurz bedeckten und dann die decke wieder hoch zogen – dabei sagt man dann: „Wo ist das Baby? – Da!“. Wir sagen auch ein Lied (Alle Leut). Anschließend machte die Frau mit der Gruppe eine Führung durch das Helene Weber Haus, damit die Gruppe sich alles noch besser vorstellen konnte.

Anschließend gab es Essen. Eine Frau des Helene Weber Hauses machte drei verschiedene Pizzen für die Gruppe. Während wir die Pizzen aßen, reflektierten wir den Besuch der „Spielgruppe mit Baby“: Die Schülerinnen und Schüler des MBs fanden es zuerst irritierend mit den Puppen zu spielen und zu singen. Viele aus der Gruppe fanden es anfangs sogar sehr peinlich, da es keine echten Babys sondern Puppen waren.

Die Gruppe besprach noch wer die Babypuppen mit nach Hause nimmt und wer nicht. Vom Helene Weber Haus ging die Gruppe gemeinsam bis zur Schule. Im Selbstlernzentrum wurden die Puppen, die nicht mitgenommen wurden abzuschalten.

 

 

3. Tag: Abgabe der Babypuppen

Am letzten Projekttag verbrachten wir noch bis 12 Uhr mit den Babypuppen. Danach wurden sie abgeschaltet.

Die Gruppe musste die Puppen noch umziehen, sauber machen und anschließend wieder in den Karton legen.

Anschließend setzte sich die Gruppe in einen Kreis, da Frau Hermes noch drei weitere Puppen mitgebracht hatte. Und zwar ein Baby von einer alkoholkranken Mutter, ein Baby von einer heroinabhängigen Mutter und ein Baby mit einem „Glaskopf“, das uns zeigte, was passiert, wenn man ein Baby schüttelt. Hierzu erklärte Frau Hermes der Gruppe welche Folgen es hat, wenn man während der Schwangerschaft raucht, Alkohol trinkt oder Drogen konsumiert.

Als erstes nahm Frau Hermes das Alkohol Baby und zeigte uns, wie das Baby aussieht, wenn die Mutter Alkohol während der Schwangerschaft trank: Das Baby hat ein länglicheres Gesicht, ist meistens untergewichtig und es ist schwerer zu beruhigen.

Bei dem „Drogen-Baby“ hingegen muss direkt nach der Geburt mit einem Wirkstoff behandelt werden, der so ähnlich wirkt wie Drogen, da es sonst wegen der Sucht sterben würde. Außerdem ist es viel kleiner und leichter als normale Babys, hat einen sehr großen Kopf, schreit öfters, schriller und länger und zittert wegen der Entzugserscheinungen. Um das Baby von den Drogen abzubringen, muss es den speziellen Wirkstoff über längere Zeit immer weniger unter ärztlicher Behandlung in einer Klinik verabreicht bekommen. Auch hat das konsumieren von Drogen während und kurz vor einer Schwangerschaft oft spätere Folgen für das Kind, z.B. kann es lernbehindert sein.

Ein Baby darf man niemals schütteln, erkläre Frau Hermes, denn das Köpfchen ist sehr empfindlich. Egal ob im Spiel oder aus Verzweiflung – ein geschütteltes Baby kann Blutungen im Gehirn haben. Ein spielerisches Schütteln führt schon zu Nerven- und Muskelrissen. Ein Schütteltrauma führt zu Blindheit, Gehirnschäden oder sogar zum Tod. Eine solche Misshandlung überlegt ein Viertel der Babys nicht! Ebenso erklärte uns Frau Hermes sogenannte Sofortmaßnahmen, die man machen kann, wenn man merkt, dass man die Kontrolle über die Situation verliert. Wichtig ist, dass man egal wann und wie laut das Baby schreit, die Nerven behält und sich und dem Baby nicht schadet. Ggf. muss man sich Hilfe z.B. beim SkF holen.

Nach diesen Puppenbeispielen guckte der MB einen Film, den Frau Hermes mitgebracht hatte. Der Film handelte von Kindern, die  misshandelt wurden, weil die Eltern überfordert sind. Im Film waren es folgende Situation: ein Baby schreit längere Zeit und die Eltern schüttelten es dann. Dieses verletzte Baby nennt sich auch „ shaken baby syndrom“. Es wurde auch deutlich, dass die Eltern nicht daran denken, was sie dem Baby mit dem Schütteln antun. Jährlich sterben über 2.000 Babys auf Grund der Überforderung der Eltern, die dann das Baby schütteln.

 

 

Fazit

In diesen drei Tagen lernte die Gruppe, wie anstrengend es ist, ein Baby zu haben. Man muss Verantwortung Tag und Nacht übernehmen, sogar dann, wenn man zu müde ist und keine Lust mehr hat. Ein Baby kostet viel Geld und kann sehr anstrengend sein. Dennoch wollen einige Schülerinnen des MBs ein Baby bekommen. Jedoch wollen sie diesen Wunsch sich erst dann erfüllen, wenn die Ausbildung beendet ist, man eigenes Geld verdient und man auf eigenen Beinen steht.

Besonders eingeprägt haben sich das Drogen- und das Alkoholbaby. Sichtlich geschockt war die Gruppe davon, welchen Schaden man einem Baby zufügt, wenn man es nur für eine Sekunde schüttelt. Jeder von uns nahm sich vor, dies nie zu machen und auch bei anderen zu verhindern!

 

Saskia